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Andrang beim "Bratwurst-Impfen" in Sachsen

Mit Speck fängt man Mäuse - und mit Bratwürsten womöglich auch Menschen, die sich gegen das Coronavirus impfen lassen wollen.

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Ein Mann hält am mobilen Impfzentrum in Bad Schlema seinen Impfpass und seinen Belohnungs-Roster.
Ein Mann hält am mobilen Impfzentrum in Bad Schlema seinen Impfpass und seinen Belohnungs-Roster. © dpa/Hendrick Schmidt

Aue-Bad Schlema. Mit frisch gegrillten Bratwürsten hat die Stadt Aue-Bad Schlema Erzgebirgern die Corona-Impfung schmackhaft gemacht. Die Aktion sei auf großes Interesse gestoßen, vor allem am Vormittag hätten sich viele Menschen die Spritze abgeholt, sagte der Leiter des Krisenstabes kommunale Impfhilfe, Sascha Goll, am Donnerstag. Sie seien nicht nur aus der Stadt selbst, sondern auch umliegenden Orten wie Schneeberg, Johanngeorgenstadt und Zschorlau gekommen. Auch eine Berlinerin sei unter den Impflingen gewesen. Insgesamt wurden an dem Tag rund 150 Menschen geimpft.

"Wir wollen das Impfen zu den Menschen bringen und so mithelfen, die Impfquote zu steigern", sagte Oberbürgermeister Heinrich Kohl (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Die Bratwurst-Aktion habe sich die Stadt von Thüringen abgeschaut. Dort hatte jüngst in Sonneberg das "Bratwurst-Impfen" einen Ansturm ausgelöst. "Die Bratwurst spielt aber nicht nur für die Thüringer eine große Rolle, sondern auch im Neunerlei des Bergmanns. Sie steht dort für Kraft und Herzlichkeit", betonte Kohl. So sei die Bratwurst als Zugabe zur Impfung auch im Erzgebirge authentisch.

Ein Mann lässt sich im Kulturhaus von Impfarzt Albert Tauchert gegen das Coronavirus impfen.
Ein Mann lässt sich im Kulturhaus von Impfarzt Albert Tauchert gegen das Coronavirus impfen. © dpa/Hendrik Schmidt

Sachsen hinkt schon länger bei der Impfkampagne dem Rest Deutschlands hinterher. Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts sind im Freistaat bisher gut 48 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Das ist der letzte Platz im Vergleich der Bundesländer. Beim Spitzenreiter Bremen etwa liegt die Quote schon bei mehr als 63 Prozent, beim zweitplatzierten Saarland bei über 57 Prozent.

Das DRK in Sachsen organisiert deswegen inzwischen vermehrt Impfangebote in Kooperation mit Kommunen, Vereinen, Einkaufszentren und anderen Partnern. Solche Aktionen vor Ort würden gut angenommen - auch ohne zusätzlichen Anreiz, hieß es auf Anfrage. Dem Verband sei im Vorfeld nicht bekannt, ob die Partner zusätzliche Anreize ausloben. Zudem bietet das DRK über ein Internetportal inzwischen Gutscheine und Rabatte für Geimpfte - etwa in den Bereichen Reise, Mode, Elektronik und Gesundheit.

Nach erfolgreicher Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten die Teilnehmer kostenlos eine Bratwurst.
Nach erfolgreicher Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten die Teilnehmer kostenlos eine Bratwurst. © dpa/Hendrik Schmidt

Zu den Impfungen an besonderen Orten gehörten in jüngster Zeit mehrfach Aktionen in Fußballstadien. So konnten sich Fans etwa vor und nach dem Spiel von Dynamo Dresden gegen den FC Ingolstadt impfen lassen. Am Wochenende zücken Impfärzte etwa beim Bulli-Treffen in Klingenthal die Spritze und am 20. August ist eine Impfaktion zum Bundesligaspiel von RB Leipzig gegen den VfB Stuttgart geplant.

Auch in Aue konnten sich nicht nur Fußball-Fans schon ihre Impfung im Stadion abholen. Und Kohl hat schon weitere Ideen - etwa Impfungen im Freibad. "Die harten Impfgegner wird man mit solchen Aktionen nicht überzeugen können", räumte das Stadtoberhaupt ein. Aber wenn impfmüde Bürger erreicht werden, sei das ein Erfolg. So wird die Aktion im Kulturhaus "Aktivist" auch an diesem Freitag fortgesetzt. Dafür liegen nach Angaben der Stadt bereits 70 Anmeldungen vor und auch spontan können Impfwillige ab 9.00 Uhr vorbeikommen. Der Grill wird dann ebenfalls noch einmal angeworfen.

Und wie kommt die gratis Bratwurst bei den Geimpften in Aue-Bad Schlema selbst an? Einige ließen sie sich am Donnerstag sogleich schmecken, andere verzichteten. Sie sei schon satt, sagte eine Frau und winkte ab. Ein anderer ließ sich die Wurst für jemanden mitgeben. Und einige Geimpfte erzählten, dass sie auch ohne die Wurst-Offerte gekommen wären - denn die Impfung sei gut und wichtig. (dpa)

Der Grillmeister: Heinrich Kohl, Oberbürgermeister der Stadt
Der Grillmeister: Heinrich Kohl, Oberbürgermeister der Stadt © dpa/Hendrik Schmidt